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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 01.03.2013


Monkey Cup Dress - MO
Lou Zucker

Zwischen Indie, Pop, Folk und Cabaret sorgt das Copenhagener Duo auf ihrem Debut-Album unbeschwert bis melancholisch für akustische Überraschungen zwischen fragil-atmosphärischem Gesang und...




...melodischen Ecken und Kanten.

Wie zu Fuß durch eine winterliche Großstadt gehen, schnelle Schritte, gesenkte Köpfe und Schneeflockenstürme wehen vorbei – dann kommt von irgendwo her der Klang einer Drehorgel und mensch geht beschwingten Schrittes weiter. "MO" könnte der Soundtrack zu einer skandinavischen Version von "Die Fabelhafte Welt der Amelie" sein. Nur etwas düsterer und weniger klassisch.

Voller neuer Entdeckungen, unverhoffter Begegnungen, breiter Alleen und verwinkelter Gassen sind die Umwege zwischen Indie, Pop, Folk und Cabaret, auf die uns das dänische Duo Monkey Cup Dress ("MCD") einlädt. Ihre Stimmen begleiten uns mal als atmosphärisch gehauchtes Duett, mal bodenständig klar und fühlen sich dabei in den unterschiedlichsten Tonlagen zuhause. Nicht nur die poetisch-kryptischen Texte entstammen allesamt der Feder der beiden Kopenhagenerinnen. Auch die akustische Vielfalt, die dem Album seine Spannung verleiht und immer wieder für Überraschungseffekte sorgt, geht vollständig auf das musikalische Multitalent von Sidse Holte und Line Felding zurück. Mit Gitarre, Ukulele, Banjolele, Kalimba, Cello und Percussion verleihen sie ihren Songs eine unangepasste, leichtfüßige Melancholie, die sich selber nicht zu ernst nimmt.

Von Anfang an wird auf "MO" mit dieser fragilen Balance gespielt. Während sich die Stimmen im ersten Titel "Alive" noch in einer unbeschwerten Klangwolke auflösen, präsentiert sich schon das zweite Lied viel intimer, wehmütiger und rhythmisch klarer. Gegen die Gefahr, von ihren Hörer_innen zur netten Nebenbeihörmusik sortiert zu werden, wehrt sich vor allem der nachfolgende Track "Stacey". Den unschuldigen, sehnsuchtsvollen Lyrics von "Honolulu" - "An evening´s wooing/ a dress devided in two/ that´s what they do/ in Honolulu" - werden hier Worte gegenübergestellt, die von einem Selbstmord erzählen zu scheinen, begleitet von düsterem Cello und kantigen Stimmlagen.
Poetischer Pessimismus zieht sich auch durch die weiteren Texte - "if we´re questions never asked/ then why answer?" - mal musikalisch schlicht und klar gehalten, mal von mächtigerem akustischen Beiwerk getragen. Ein optimistischer Lichtblick mit Ohrwurm-Potential findet sich gegen Ende noch einmal mit "That Gentle Will". Alles in allem bleibt das gemeinsame Debut der zwei Nordlichter aber der Spannung und Tiefe seines fragil-dramatischen Stils treu und zieht seine Abwechslungsreichheit aus dem unangepassten Einsatz verschiedenster Instrumente.

Diese gewisse Eigenwilligkeit haben die beiden erfahrenen Musikerinnen auch auf ihren Tourneen durch Spanien, Dänemark und Deutschland mehrfach mit ihrer Vorliebe unter Beweis gestellt, an ungewöhnlichen Orten zu spielen: Sie traten bereits in verschiedenen Museen, Kirchen und Theatern auf - sogar Bäckereien machten sie zu ihrer Bühne.
Von Eigenwilligkeit zeugt auch ihr Bandname. Für botanisch weniger Bewanderte enthält das Booklet eine Lexikondefinition der "Monkey Cup", einer becherförmigen fleischfressenden Pflanze, der nachgesagt wird, dass Affen aus ihren Blüten Wasser trinken. Der Begriff "Monkey Cup Dress" entstammt einer Kunstbewegung namens "Art to Wear" aus den 1960er Jahren, die von Tieren und Pflanzen inspirierte tragbare Kunstwerke kreierte.

AVIVA-Tipp: MO ist ein musikalisch hochwertiger Soundtrack für kalte Tage, der trotz seines generellen Entspannungsmodus´ die Spannung hält und in seiner akustischen Transparenz unberechenbar bleibt. Sollte eines Tages tatsächlich der Frühling anbrechen, sehnen wir uns aber vielleicht auch wieder in südlichere Klanggefilde...

Zur Band: Die Kopenhagener Band "Monkey Cup Dress" veröffentlichte mit "MO" ihr erstes Album, das in Dänemark und Spanien bereits im Mai 2012 herauskam, in Deutschland, der Schweiz und Österreich am 1. März 2013 erscheint. Für das umtriebige Duo aus Sidse Holte und Line Felding ist "Monkey Cup Dress" aber nicht das einzige Projekt. Gemeinsam sind sie Teil des Band-Kollektivs "Copenhagen Collaboration". Holte ist zudem Mitglied im Vorstand der "Danish Society for Jazz, Rock and Folk Composers" und spielt bei "Faröer Sänger Danjal". Felding, die an der Universität Kopenhagen Literaturwissenschaft und Moderne Kultur studiert hat, ist neben "MCD" Teil der Folk Rock Band Cody.

Monkey Cup Dress - Mo
Label: Make My Day Records
VÖ: 1. März 2013

Mehr Infos unter:

www.facebook.com/monkeycupdress

www.myspace.com/monkeycupdress

www.copcol.com

www.makemydayrecords.de



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Beitrag vom 01.03.2013

AVIVA-Redaktion